Als Genever bezeichnet man einen Branntwein hergestellt aus Maische von 65 Prozent Getreide und einem Drittel Darrmalz mit der Beigabe aromatischer Beeren von Wacholder. Durch Filtern der vergorenen Maische entsteht „Malzwein“, der anschließend einige weitere Male destilliert wird. Manchmal wird das Destillat mit Kornalkohol vermischt. Es wird immer noch als Genever bezeichnet, ist aber nicht mehr das Original.
Genever weist zumindest 36 Vol.-% Alkohol auf, verfügt über ein ausgeprägtes Aroma aus Wacholder mit Nuancen von Getreide und gehört – um schmackhaft zu werden – in Fässer aus Kiefernholz aus Riga, die den Geschmack mitbestimmen. Zum Reifen macht sich der Genever auf einen längeren Weg: im Fass aus Holz wird er zum alter Genever, nimmt an Farbe zu und dunkelt dann bis zu einem schönen Cognacton.
Nachfolgend erhalten Sie wissenswerte Tipps und Informationen rund um Genever:
Die Geschichte des Genever
Vor mehr als dreihundertsechzig Jahren wurde Genever entwickelt. Dieser sollte den unangenehmen Geschmack des einfach destillierten Brands aus Korn kompensieren. Auf diese Annahme wird oftmals die Entstehung von Genever reduziert, allerdings reicht diese einige Jahrhunderte weiter zurück.
Bereits im Laufe des 13. Jahrhundert wurden die Beeren des Wacholders in Wasser oder Wein aufgekocht und zur Einnahme bei Bauch- und Eingeweideschmerzen sowie Krankheiten der Haut angewendet. Auch im 15. Jahrhundert war Genever eine Art von Medizin. Im Jahr 1495 wurde er bei Speiserezepten angeführt. Dann galt er als Genussmittel. So entstand im Jahre 1591 eine Brennerei für Getreidebranntwein, die mit den Beeren von Wacholder versetzt worden waren.
Genever hatte sich in Holland zum Volksgetränk gemausert; im südholländischen Schiedam gab es vor nicht langer Zeit etwa dreihundertsiebzig Brennereien. Gin entstand daraus, als gegen Ende des 17. Jahrhunderts englisches Militär auf dem Festland Geschmack an dem Getränk fanden und es auf den Britischen Inseln importierten.
Dort rangierte der Genever unter dem Kürzel Gin und verkam zu einem äußerst billigen Gebräu. Aber gerade das sorgte dafür, dass der beste Gin in England, der beste Genever aber immer in Holland produziert wird.
Was ist der Unterschied zwischen Gin und Genever?
Im Gefolge der Begeisterung für Gin wird eine Spirituose wiederbelebt, die als Stammvater des Gin gilt – der Genever. Aber ist Genever nicht in etwa das gleiche wie Gin? Der eine stammt aus Großbritannien, der andere stammt aus niederländischer oder belgischer Produktion. Bei beiden handelt es sich um mit Wacholder und Kräutern aromatisierte Destillate und sie müssten ziemlich gleich schmecken.
In der Tat gibt es eine gemeinsame Geschichte der Spirituosen und eine geschmackliche Schnittmenge. Und zwar hinsichtlich des Wacholderaromas, der Namensgebung und anderer aromatischer Zutaten. Doch bei genauem Hinsehen zeigen sich Unterschiede. Werfen wir ein Auge auf den Genever.
Für Genever gibt es nicht so zahlreiche EU-Vorgaben wie für andere Spirituosen, aus diesem Grund ist der Freude an Experimenten der Produzenten Tür und Tor geöffnet. Durch den höheren Anteil an Zucker ist Genever geschmacklich süßer als Gin. Vor einigen Jahren entstand eine Vielfalt an Sorten von Genever, deren Geschmack eine Breite von Wacholderschnäpsen über malzig-rauchige Brände bis zu fruchtigen likörähnlichen Varianten abdecken.
Konsumiert wird Genever pur aus einem kleineren tulpenförmigen Glas, dem sogenannten „Borrel“ mit 3,5 cl, dessen Trinköffnung sich gleich einem kleinen Bauch mit Schwung nach außen wölbt. Er wird nicht runtergekippt, sondern langsam konsumiert.
Mancher Barkeeper ersetzt den Gin inzwischen durch Genever – wenn dieser im Originalrezept des Cocktails bereits vor dem Gin verwendet wurde. Wie zum Beispiel bei einem „Manhattan“ oder „Tom Collins“. Durch die Annäherung zu Whisky oder Wodka ist er für Anhänger dieser Spirituosen interessant, besonders für jene, die in diesem Bereich eher die sanfteren Vertreter mögen.
Verschiedene Arten des Genever
Wie bei Gin werden auch bei Genever unterschiedliche Arten angeboten:
Grain Genever
Diesen Namen findet sich auf einigen Labels. Es wird darauf hingewiesen dass es sich um ein neutrales Getränk handelt, diese wird aus Getreide und nicht aus Melasse oder zusätzlichen Stoffen produziert.
Malt Wine Genever (Moutwjinjenever)
Dabei handelt es sich um eine fixe Bezeichnung, wenn auch nicht definiert. Hingewiesen wird auf einen hohen Teil von Malt Wine im Getränk (mehr als 52%).
Corn wine Genever (Korenwjin, Corenwyn)
Kornwein besteht aus mindestens 51% Malt Wine. Das übrige ist Alkohol aus Getreide, ein weiteres Mal mit Wacholder destilliert und mit etwa 20 Gramm Zucker/Liter zum Süßen versetzt. Korenwjin muss nicht eingelagert werden. Wenn es doch geschieht, dann hat die Reifung für zumindest ein Jahr in Fässern mit weniger als 700 Liter Volumen zu erfolgen.
Old Genever (Oude, oder Zeer Oude Genever)
Zumindest 15% Malt Wine und 20 Gramm Zucker/Liter sind für diesen Genever Vorschrift. Auch dieser muss nicht eingelagert werden, aber wenn, dann für zumindest ein Jahr in Fässern mit weniger als 700 Liter Volumen. Dieser Genever hat ein Minimum von 19% Malt Wine und sechs Gramm Zucker/Liter. Diese Geneverart ist außerhalb Europas der meistverkaufte Genever.
Young Genever (Jonge Genever)
Diese Art des Genever verfügt über maximal 15% Malt Wine und höchstens zehn Gramm Zucker/Liter. Damit entspricht er dem Dry Gin am nächsten und eignet sich ausgezeichnet für Cocktails.
Aged Genever
Außer dass Aged Genever für zumindest ein Jahr in Fässern mit weniger als 700 Liter Volumen gelagert werden muss, bestehen keine zusätzlichen Vorschriften hinsichtlich der Reifung. Üblicherweise werden fünf bis zehn Jahre gelagerte Genevers angeboten wie zum Beispiel von Bols der zehnjährige Corenwyn, anlässlich des 400. Geburtstags des Künstlers Rembrandt.
Wie trinkt man Genever?
Die traditionelle Art in Amsterdam Genever zu trinken, ist mit einem Bier dazu. Das Ritual wird als „Kopfstösschen“ bezeichnet. Zuerst stellt man ein volles Bierglas hinter ein leeres Schnapsglas.
Dann das Schnapsglas mit Genever füllen. Zum Schluss so viel hinzufügen bis der Genever durch die Oberflächenspannung eine Haube bildet. Jetzt kann man das Glas nicht mehr anheben. Legen Sie beide Hände auf Ihren Rücken, neigen Sie sich vor und schlürfen Sie ohne etwas zu verschütten. Nach dem ersten Schluck BOLS Genever einen Schluck Bier nehmen.
Als klare Spirituose wurde das Destillat auch zum Mixen verwendet. Genever eignet sich hervorragend zum Mixen von klassischen Cocktails und ist eine Alternative zu Gin und Wodka. Genever ist der Vorläufer des modernen Gin, denn beim Versuch, Genever herzustellen, kreierten die Engländer Gin, ein vereinfachtes Rezept aus neutralem Alkohol und pflanzlichen Stoffen.
Bester Genever – welche Sorten sind beliebt?
Im Folgenden stellen wir Ihnen drei der beliebtesten Sorten von Genever vor:
Zuidam Zeer Oude Genever. 5 Jahre
Diesen Genever stellt man aus mehrfach destilliertem Getreidebrand her. Das Destillat wird mit hochwertigen Wacholderbeeren und einer Mischung aus Kräutern und Gewürzen versehen. Die Phase der Reife beträgt fünf Jahre, in denen sich die Aromen entfalten können. Ein Genever mit kräftigen malzigen Aromen und weichen Kräuternoten.
De Kuyper Bessen Jenever
De Kuyper Bessen (20% vol) wird aus hochwertigen, schwarzen Johannisbeeren und De Kuyper Jonge Jenever produziert. Am besten eisgekühlt genießen, pur, auf Eis oder als Longdrink mit Soda oder Sekt.
Bols Zeer Oude Jenever Steen
Der Genever stammt aus den Niederlanden und wird von der Firma Lucas Bols hergestellt, und zwar aus einem Destillat aus unterschiedlichen Getreidesorten. Das Getränk reift einige Jahre in Fässern aus Eichenholz und schmeckt mild, süßlich und leicht fruchtig.
Weg des Genevers zur Reife
Kurt Tucholsky widmete sich diesem Destillat und stellte fest, der Genever sei ein „Zwilling des Gin“. Manche sind allerdings der Meinung, Genever ist eher die Urmutter des Gin. Was der Realität ziemlich nahe kommt, denn die ursprüngliche Form des Getränks stammt aus Holland und wird aus Getreide produziert.
Die Würze erhält Gin durch Früchte, durch Kräuter und in erster Linie durch Wacholder. Er muss zumindest einen Gehalt an Alkohol von 37,5 Prozent aufweisen. Die Produktion von Genever ist etwas aufwendiger, denn das Nationalgetränk der Holländer wird auf Basis einer Maische aus Getreide destilliert und mit Wacholder, Ingwer, Koriander und Hopfen angereichert. Also eine Mischung aus Bier und Gin, wenn man das vereinfacht sagen darf.
Frank ist 58 Jahre alt und seit 2017 Autor bei Ginsalabim. Seit vielen Jahren erkundet er die faszinierende Welt der Spirituosen mit unersättlicher Neugierde und Hingabe. Als leidenschaftlicher Sammler und Kenner hat er sich einen Ruf als vertrauenswürdige Quelle für Expertenwissen aufgebaut. Er teilt nicht nur sein umfangreiches Fachwissen über Gin, Vodka, Whisky und andere Getränke, sondern auch seine persönlichen Geschichten und Empfehlungen, um eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu inspirieren und zu verbinden.